Wie schlecht verdient man in der Kita wirklich?

Letzte Aktualisierung von Michael Ruprecht

Das Gehalt im sozialen Dienst, beispielsweise in Kindertagesstätten, ist seit Jahren Grund für Aufregung und Diskussionen. Da in diesem Bereich mehrheitlich Frauen arbeiten, sind das Gehalt und die Arbeitsbedingungen in Pflegeeinrichtungen, Altenheimen und Kitas ein beliebtes feministisches Thema, das jährlich zum Weltfrauentag am 8. März besondere Aufmerksamkeit bekommt.

Auch in diesem Jahr sind zum 8. März zahlreiche Erzieherinnen und Erzieher dem Aufruf der Gewerkschaft ver.di gefolgt und auf die Straße gegangen. Ihre Forderungen: ein faires Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen. Wir nehmen diese Gelegenheit zum Anlass, einen genaueren Blick auf den Alltag und das Gehalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in deutschen Kitas zu werfen.

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Das verdient man in der Kita

Wir haben über 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Berufen in der Kinderbetreuung nach ihrem Gehalt gefragt und die Durchschnittswerte mit dem Durchschnittsgehalt aller Berufsgruppen verglichen.

Kindergartenhelferin

Durchschnittsgehalt: 1.720 € im Monat

Kindergartenhelferinnen leisten unterstützende Arbeit und ergänzen damit die pädagogische Tätigkeit des Fachpersonals. Unter Anleitung der Erzieherinnen übernehmen sie einfachere Tätigkeiten wie Aufräumen oder die Beschäftigung der Kinder. Dabei arbeiten sie immer in Absprache mit dem Fachpersonal.

Gehalt als Kindergartenhelferin

Kinderbetreuerin

Durchschnittsgehalt: 2.097 € im Monat

Kinderbetreuerinnen können in Kindertagesstätten oder bei Privathaushalten beschäftigt werden. Dort übernehmen sie beaufsichtigende und pflegende Tätigkeiten. Kinderbetreuerin ist keine einheitliche Berufsbezeichnung. Das Gehalt schwankt in diesem Beruf daher je nach Arbeitsstelle und Qualifikation besonders stark.

Gehalt als Kinderbetreuerin

Erzieherin

Durchschnittsgehalt: 2.528 € im Monat

Erzieherinnen sind pädagogische Fachkräfte. Sie sind qualifiziertes Personal, das in der vorschulischen Erziehung von Kindern ausgebildet ist. Der Beruf geht mit hoher Verantwortung einher und setzt eine dreijährige Ausbildung voraus. In der Kita treffen Erzieherinnen Entscheidungen und übernehmen auch anleitende Tätigkeiten.

Gehalt als Erzieherin

Alle Berufe

Durchschnittsgehalt: 3.975 € im Monat

Das Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt unabhängig von der Berufsgruppe bei 3.975 Euro brutto im Monat. Das sind 1.447 Euro mehr als das durchschnittliche Gehalt einer Erzieherin. Laut statistischem Bundesamt liegen 63% aller Arbeitnehmer unter diesem Durchschnittswert, während 37% deutlich mehr verdienen.

Gehalt in Deutschland

So hart ist die Arbeit in der Kita

In der Kita muss eine Erzieherin zu jedem Zeitpunkt mehrere Kinder gleichzeitig beaufsichtigen und beschäftigen. Dabei bringt jedes Kind individuelle Anforderungen und Bedürfnisse mit. Diese dauerhafte Verantwortung für die körperliche Unversehrtheit und die Entwicklung der Kinder setzt hochkonzentrierte und aufmerksame Arbeit voraus und geht mit einer hohen psychischen Belastung einher.

Alltägliche Belastung und Verantwortung

Erzieherinnen sind nicht nur dafür verantwortlich, die ihnen anvertrauten Kinder beim Spielen zu beaufsichtigen. Sie übernehmen zusätzlich wichtige pädagogische Aufgaben, um die frühkindliche Bildung zu fördern.

Folgende Aufgaben sind ein großer Teil des Arbeitsalltags als Erzieherin:

Beaufsichtigen

Erzieherinnen müssen zu Jederzeit jedes Kind im Blick haben, um Gefahren zu vermeiden und schnell auf Notfälle reagieren zu können.

Fördern

Durch die Auswahl der richtigen Aktivitäten fördern Erzieherinnen die Entwicklung, Bildung und Sozialkompetenz der ihnen anvertrauten Kinder.

Pflegen

Erzieherinnen übernehmen auch pflegende Tätigkeiten, indem sie die Kinder beispielsweise beim Toilettengang oder beim Essen unterstützen.

Verwalten

Auch die Planung von Aktivitäten und Essensplänen gehört zu den Aufgaben einer Erzieherin. Zusätzlich dazu übernimmt sie Dokumentationen und Teambesprechungen.

Beurteilen

In Gesprächen mit den Eltern teilt die Erzieherin ihre Beobachtungen bezüglich des Entwicklungsstands des Kindes mit und ermittelt möglichen Förderungsbedarf.

Aufräumen

Die Sauberkeit und Ordnung innerhalb der Kita fallen ebenfalls in den Zuständigkeitsbereich der Erzieherin. Sie kümmert sich selbst darum oder weist z. B. eine Helferin dazu an.

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Wie viele Kinder kommen auf eine Betreuerin?

In ihrem Arbeitsalltag beschäftigt sich eine Erzieherin also nicht nur direkt mit den Kindern. Auch vorbereitende und verwaltende Tätigkeiten fallen in ihren Aufgabenbereich. Zudem ist immer wieder von einem Fachkräftemangel in sozialen Berufen zu hören. Da stellt sich die Frage: Wie viele Kinder hat eine einzige Erzieherin zu betreuen? Wie viel Zeit bleibt ihr, um auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen?

Als Antwort auf diese Frage kann der Personalschlüssel herangezogen werden. Damit wird berechnet, wie viele Kinder theoretisch in den Aufgabenbereich einer Fachkraft fallen.

Personalschlüssel in Kindergärten nach Bundesland 2021 (laut Bertelsmann-Stiftung)
 Baden-Württemberg: 6,7
 Empfehlung Bertelsmann-Stiftung: 7,5
 Schleswig-Holstein: 7,8
 Bremen: 7,9
 Hamburg: 7,9
 Niedersachsen: 8
 Bayern: 8,2
 Berlin: 8,3
 Rheinland-Pfalz: 8,4
 Nordrhein-Westfalen: 8,5
 Hessen: 9,5
 Saarland: 9,8
 Brandenburg: 9,9
 Sachsen-Anhalt: 10,7
 Thüringen: 11,1
 Sachsen: 11,7
 Mecklenburg-Vorpommern: 12,9

Aus dieser Übersicht wird deutlich, dass nur Baden-Württemberg es schafft, unter dem von der Bertelsmann-Stiftung empfohlenen Wert zu bleiben. In allen anderen Bundesländern muss eine Erzieherin sich um mehr Kinder kümmern, als empfohlen wird. Im Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern sind es sogar über 5 Kinder mehr.

Probleme mit dem Personalschlüssel

Da in den Personalschlüssel auch die Zeit einberechnet wird, die die Erzieherin nicht mit dem Kind, sondern für Verwaltungs- und Planungstätigkeiten verbringt, liefert der Personalschlüssel nur einen groben Anhaltspunkt. Realistisch gesehen muss sich eine einzige Erzieherin also noch um deutlich mehr Kinder kümmern.

Ein klareres Bild des Alltags in der Kita ermöglicht die Fachkraft-Kind-Relation. Diese berechnet nur die Zeit mit ein, die Fachkräfte mit unmittelbarer pädagogischen Arbeit - also direkt mit dem Kind - verbringt. Da jedoch nicht genau festgelegt ist, wie groß der Anteil an Arbeitszeit ist, den eine Erzieherin direkt mit pädagogischer Arbeit verbringt, können zur Fachkraft-Kind-Relation keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden.

Warum ist qualifiziertes Kita-Personal gerade jetzt so wichtig?

Unseren Beobachtungen nach werden Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter unterdurchschnittlich gut bezahlt und stärker belastet als empfohlen. Dabei übernehmen sie eine wichtige Rolle im Leben unserer Kinder und in der Gesellschaft.

Die Erfahrungen, die Menschen im frühen Kindesalter machen, legen den Grundstein für ihre Zukunft. Die Kita ist daher mehr als nur eine Betreuungsmöglichkeit, die den Eltern den Wiedereintritt ins Arbeitsleben erleichtert. Sie kann auch positive Effekte auf die soziale und intellektuelle Entwicklung des Kindes haben.

Durch den Besuch der Kindertagesstätte können Kinder lernen, mit anderen Kindern umzugehen, und somit ihre Sozialkompetenz stärken. Dabei ist es wichtig, dass sie von kompetenten und gut ausgebildeten Bezugspersonen betreut und unterstützt werden. Durch erste Bildungsmaßnahmen, die von geschulten Erzieherinnen entwickelt und umgesetzt werden, werden die Kinder außerdem altersgerecht auf die Schule vorbereitet.

Chancengleichheit durch die Kita

Laut der Bundeszentrale für politische Bildung kann die Kita dazu beitragen, dass mögliche Herkunftsunterschiede zwischen den Kindern ausgeglichen werden. So sollen auch Kinder aus weniger gut gestellten Familien zum Schulstart ähnliche Chancen haben wie Kinder aus besser gestellten Familien. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, muss jedoch jedes Kind - unabhängig vom familiären Hintergrund - die gleiche Qualität der Betreuung erhalten. Das ist langfristig nur durch gut ausgebildetes Kita-Personal möglich.

Die Schaffung von gleichen Chancen durch hochwertige Betreuung in der Kita ist aktuell aufgrund der Kriegslage in der Ukraine wichtiger denn je. Der Besuch einer Kindertagesstätte kann den Kindern von Geflüchteten helfen, sich in einem neuen Land und einer neuen Gesellschaft zurechtzufinden.

Außerdem kann der Kontakt zu anderen Kindern sie dabei unterstützen, die traumatischen Erlebnisse der Flucht zu verarbeiten und wieder Kind zu sein. Dabei ist es jedoch umso wichtiger, dass sie von qualifizierten Erzieherinnen betreut werden, die mit den besonderen Umständen, in denen sich die Kinder von Geflüchteten befinden, einfühlsam umgehen.

Einzelnachweise & Quellen


  1. Statistisches Bundesamt: Verdienste und Verdienstunterschiede »
  2. Bundesagentur für Arbeit: Erzieher/in »
  3. Bertelsmann-Stiftung: Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme - Profile der Bundesländer »
  4. Bundeszentrale für politische Bildung: Soziale Ungleichheiten reduzieren: Was die Kita leisten kann »

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