Was Verbraucher gegen die hohen Spritpreise tun können

Letzte Aktualisierung von Michael Ruprecht

Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind die Benzin- und Dieselpreise auf Rekordwerte von deutlich über 2 Euro pro Liter gestiegen. Wie genau die hohen Preise zustandekommen und was Verbraucher jetzt tun können, um möglichst günstig zu tanken, haben wir uns genauer angesehen.

+ 1.140,00 € jährlich kassieren?

Staatliche Zulagen mitnehmen!!

DSGVODSGVO

sichere Serververbindung

8 Tipps zum Spritkosten Sparen

Pendlerpauschale nutzen

Manchmal lassen sich Autofahrten nicht vermeiden - besonders wenn man für den Arbeitsweg auf das Auto angewiesen ist. Fahrtkosten für den Arbeitsweg lassen sich jedoch durch die Pendlerpauschale von der Steuer absetzen, sodass Verbraucher zum Jahresende mit der Steuererklärung einen Teil ihrer Spritkosten zurückerhalten können.

Im Rahmen der Pendlerpauschale lassen sich für die ersten 21 Kilometer Arbeitsweg 30 Cent pro Kilometer steuerlich absetzen. Durch das aktuelle Entlastungspaket der Bundesregierung sind es ab dem 21. Kilometer für das Jahr 2022 sogar 38 Cent.

Mehr zum Entlastungspaket

Günstigen Kraftstoff tanken

Wer ein Dieselfahrzeug fährt, hat an der Zapfsäule von größeren Tankstellen die Wahl zwischen Standard-Diesel und einer Premium-Variante. Der teurere Diesel bietet einen leicht geringeren Verbrauch und gilt als motorschonend, ist mit 15 bis 20 zusätzlichen Cent pro Liter jedoch deutlich teurer.

Ähnlich verhält es sich bei den Auswahlmöglichkeiten für Benziner: Super 95, Super Plus und E10. Super Plus hat eine höhere Oktanzahl als Super 95, die mit einem leicht geringeren Verbrauch und einer leichten motorschonenden Wirkung einhergeht, ist dafür jedoch teurer. Noch günstiger ist der Kraftstoff E10 mit 10% Bioethanol, der jedoch von einigen älteren Fahrzeugmodellen nicht vertragen wird.

Tankstellen vergleichen

Nicht nur welcher Kraftstoff in den Tank kommt, sondern auch wo getankt wird, kann den Spritpreis beeinflussen. Deshalb kann es sich lohnen, vor dem Tanken die Benzinpreise der umliegenden Tankstellen online oder per App miteinander zu vergleichen.

Besonders auf der Autobahn kann sich ein Umweg von wenigen Metern bereits lohnen, um bares Geld zu sparen. Da Tankstellen an Autobahnraststätten oft besonders teurer sind, empfiehlt es sich in der Regel, zum Tanken von der Autobahn abzufahren oder einen Autohof anzusteuern. Im Idealfall sollte bereits vor einer längeren Autobahnfahrt getankt werden.

Abends tanken

Wer vorausschauend tankt und nicht bis zum letzten Tropfen wartet, kann beeinflussen, zu welcher Tageszeit er tankt. Tendenziell sind die Benzinpreise morgens im Berufsverkehr um kurz vor 7 am höchsten. Auch zu anderen Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen wie kurz vor 9 Uhr morgens, Schulende gegen 13 Uhr und der Feierabendverkehr ab 16 Uhr sollte die Tankstelle gemieden werden.

Besonders günstig ist der Kraftstoff in der Regel abends zwischen 18 und 19 Uhr und dann noch einmal zwischen 20 und 22 Uhr. Anschließend steigen die Benzinpreise wieder und bleiben die Nacht über konstant.

Spritkosten vom Arbeitgeber zurückholen

Wer mit seinem Privatfahrzeug dienstliche Fahrten absolviert, beispielsweise zu Kunden, Veranstaltungen oder anderen Außenterminen, kann seinem Arbeitgeber die daraus entstehenden Spritkosten in Rechnung stellen.

Um einen Überblick darüber zu bekommen, wie hoch die Spritkosten für Dienstfahrten ausfallen, können Sie unseren Spritkostenrechner verwenden. Dazu müssen Sie lediglich die gefahrene Strecke, den Verbrauch Ihres Wagens und den Preis, zu dem Sie getankt haben, eingeben.

Spritkostenrechner

Elektromobilität

Bei weiterhin steigenden Benzinpreisen kann es sich lohnen, langfristig auf Elektromobilität umzusteigen. Bis Ende 2022 können Umsteiger sich beim Kauf eines Elektroautos außerdem noch bis zu 9.000 Euro Innovationsprämie und Umweltbonus vom Staat sichern.

Auch ab 2023 wird es voraussichtlich noch Möglichkeiten geben, Elektroautos staatlich fördern zu lassen. Wie genau diese aussehen, lässt sich aktuell jedoch noch nicht sagen. Beispielsweise können ab nächstes Jahr die Förderungssummen kleiner ausfallen oder die Voraussetzungen für eine Förderung verschärft werden.

Sparsam fahren

Das Prinzip ist einfach: Wer wenig verbraucht, zahlt auch weniger. Zu einer spritsparenden Fahrweise gehört beispielsweise, den Motor an Ampeln auszuschalten, Gänge nicht auszufahren, sondern möglichst früh zu schalten, und bei gleichbleibendem Tempo den höchstmöglichen Gang zu nutzen.

Außerdem empfiehlt es sich, nach Möglichkeit Kurzstrecken oder Stoßzeiten mit viel Stop-and-Go zu vermeiden, da der Benzinverbrauch beim Anfahren und in der Aufwärmzeit des Motors höher ausfällt.

Fahrgemeinschaften

Für Fahrten zur Arbeit oder um die Kinder zu Schule oder Kita zu bringen, bietet es sich an, sich mit Kollegen oder anderen Eltern zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschließen. Das spart Sprit und schont die Umwelt.

Auch Carsharing kann dabei helfen, die Benzinkosten zu verringern oder durch die Vermietung des eigenen Fahrzeugs etwas Geld dazuzuverdienen.

Mehr zum Thema Carsharing

Warum ist der Sprit aktuell so teuer?

Ein Grund für den rasanten Anstieg der Spritpreise in den letzten Wochen ist der Krieg in der Ukraine. Im vergangenen Jahr kamen laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle 27,7 Millionen Tonnen des nach Deutschland importierten Rohöls aus Russland. Das sind ca. ein Drittel des gesamten Rohöls in Deutschland.

Aktuell wird zwar immer noch Rohöl aus Russland importiert, die Sorge darum, dass diese Lieferungen jedoch in naher Zukunft ausbleiben könnten, lässt die Preise dennoch steigen. Außerdem verzichten viele Unternehmen bereits freiwillig auf die Einfuhr von russischem Rohöl und weichen auf teurere Quellen aus.

Eine gute Nachricht für Verbraucher gibt es jedoch: Die Spritpreise scheinen sich momentan eingependelt zu haben und bei den Rohölpreisen ist sogar ein leichter Rückgang zu erkennen. Diese Senkung der Ölpreise sollte in den nächsten Wochen auch mit einer Preissenkung an Tankstellen einhergehen. Um das sicherzustellen, beobachtet bereits das Bundeskartellamt "die Preisentwicklung an den Tankstellen fortlaufend und sehr aufmerksam".

Wie können Schwankungen der Spritpreise sonst noch zustande kommen?

Der Anstieg der Spritpreise 2022 ist rekordverdächtig. Doch es ist nicht das erste und voraussichtlich auch nicht das letzte Mal, das gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte die Benzin- und Dieselpreise rasant steigen oder fallen lassen. Anhand einiger vergangener Jahre mit besonders hohen oder niedrigen Spritpreisen werfen wir nun einen Blick auf mögliche Gründe für Schwankungen der Spritpreise.

Folgende Ereignisse und Bedingungen können die Spritpreise beeinflussen:

Finanzkrisen

z. B. 2008 und 2009

Die Finanzkrise im Jahr 2008 führte beispielsweise dazu, dass die Benzinpreise im Folgejahr 2008 durch die angespannte wirtschaftliche Situation rapide fielen.

Schwankende Rohölpreise

z. B. 2012 und 2013

Im Jahr 2012 waren die Benzinpreise aufgrund der steigenden Rohölpreise besonders hoch. Diese Entwicklung wurde umgekehrt, als sich die Rohölpreise und der Wert des Euros 2013 wieder stabilisierten. Eine umgekehrte Dynamik war 2016 und 2017 zu erkennen.

Naturereignisse

z. B. 2020

Die Corona-Pandemie als weltweites Naturereignis und der damit verbundene Lockdown haben die Nachfrage nach Rohöl 2020 stark sinken lassen. Dadurch ist auch der Benzinpreis in diesem Jahr stark gefallen.

Geopolitik

z. B. 2022

Geopolitische Ereignisse wie der Ukraine-Krieg 2022 können zu Lieferengpässen von Rohöl und anderen Rohstoffen führen. Das kann auch die Benzin- und Dieselpreise rasant steigen lassen.

Jeder Bundesbürger hat Anspruch auf folgende Förderungen... Jedes Jahr!
Jetzt kostenlos Informieren.

Kommt Hilfe von der Bundesregierung?

Die Ampel-Koalition ist bereits seit mehreren Tagen im Gespräch über eine mögliche Entlastung von Autofahrern. Wie diese letztendlich genau aussehen wird, ist noch nicht eindeutig. Folgende Möglichkeiten werden oder wurden bereits diskutiert:

Spritpreisbremse

Vorgeschlagen von: Union
Abgelehnt von: FDP


Die CDU rund um Vorsitzenden Friedrich Merz schlug eine Spritpreisbremse in Form von Steuersenkungen vor. Die Energiesteuer solle gesenkt werden. Außerdem schlägt Merz eine Senkung der Umsatzsteuer auf Diesel und Benzin von 19 Prozent auf 7 Prozent vor.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) lehnte diesen Vorschlag jedoch ab, unter anderem da keine konkreten Vorschläge gemacht wurden, woher die dafür notwendigen Haushaltsmittel kommen sollten. Um eine Spritpreisbremse durchzusetzen, müssten entweder andere Ausgaben gekürzt oder neue Schulden aufgenommen werden, so Lindner.

Tankrabatt

Vorgeschlagen von: FDP
Abgelehnt von: SPD, Grüne, Union


Von Christian Lindner kam ein Gegenvorschlag zur Spritpreisbremse in Form eines Tankrabatts. Autofahrer sollten damit direkt an der Tankstelle einen staatlichen Zuschuss von einem festgelegten Centbetrag pro Liter erhakten. Dadurch soll der Benzinpreis auf unter 2 Euro sinken.

Der Tankrabatt wurde von mehreren Parteien abgelehnt. Merz (CDU) kritisiert, dass durch eine pauschale Erstattung pro Liter Ölkonzerne und Raffinerien noch stärker von steigenden Spritpreisen profitieren. Grüne und SPD bemängeln, dass nicht speziell Einkommensschwächere profitieren würden.

Mobilitätsgeld

Vorgeschlagen von: SPD und Grüne
Teilweise abgelehnt von: FDP


Aktuell scheint die Einführung eines vom Einkommen abhängigen Mobilitätsgeldes die realistischste Möglichkeit zu sein. Beratungen dazu sollen bereits zwischen den Koalitionsparteien SPD, Grüne und FDP stattfinden, obwohl die FDP zuvor ein von den Grünen im Wahlkampf vorgeschlagenes, ähnlich aufgebautes Energiegeld abgelehnt hatte.

Ein Mobilitätsgeld könnte beispielsweise über das Gehalt ausgezahlt werden. Denkbar wäre eine Staffelung nach Gehaltsstufe: Bei unter 2.000 Euro würden 50 Euro Mobilitätsgeld gezahlt, bei bis zu 3.000 Euro Gehalt wären es 35 Euro und bei bis zu 4.000 Euro gäbe es 20 Euro. Dadurch sollen primär Menschen mit geringerem Einkommen profitieren, während Besserverdiener keinen Vorteil erhalten.

Nahverkehrspreise

Vorgeschlagen von: Umweltverbänden

Umweltverbände sprechen sich gegen den Tankrabatt aus, da dadurch primär besserverdienende Fahrer mit hohem Spritverbrauch einen Vorteil erzielen würden. Stattdessen schlagen sie die Verringerung der Preise im öffentlichen Nahverkehr vor. So sprachen sich beispielsweise Germanwatch, Campact, der Verkehrsclub Deutschland und der Deutsche Naturschutzring für eine Halbierung der Nahverkehrspreise aus.

Dadurch soll es vor allem Verbrauchern mit geringen und mittleren Einkommen ermöglicht werden, auf günstigere Alternativen zum Autofahren umzusteigen. Gleichzeitig liefere die Verringerung der Nahverkehrspreise Anreize dazu, auf klimafreundliche Mobilität umzusteigen.

Einzelnachweise & Quellen


  1. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): RohölINFO Dezember 2021 (Rohölimporte) »
  2. Bundeskartellamt: Bundeskartellamt zu der aktuellen Entwicklung der Kraftstoffpreise »
  3. Deutscher Naturschutzring - Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen: DNR unterstützt Eil-Appell gegen Tankrabatt »

Bewerten Sie diesen Artikel

0   0

Haftungsausschluss: Wir übernehmen, trotz sorgfältiger Prüfung, keine Haftung für die Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität der hier dargestellten Informationen. Es werden keine Leistungen übernommen, die gemäß StBerG und RBerG Berufsträgern vorbehalten sind.