Jedes Jahr errechnet ein Staat, wie hoch das sogenannte Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist, welches wiederum ein wichtiger Faktor für die Leistungsfähigkeit und Wertschöpfung der jeweiligen Volkswirtschaft ist. Diese Leistungsfähigkeit lässt sich am leichtesten durch die produzierten Güter und Dienstleistungen darstellen, wobei nur die jeweiligen Endprodukte berücksichtigt werden.
Inhaltsverzeichnis:
Bruttoinlandsprodukt einfach erklärt
Diese Größe stellt im Grunde die Summe sämtlicher, innerhalb eines Jahres von einer einzelnen Volkswirtschaft (also einem Land) hergestellten Güter dar. Dazu hierzu zählen Waren und Dienstleistungen, die zum Verkauf bereit sind, sich also nicht mehr im Stadium der Herstellung befinden.
Das Bruttoinlandsprodukt erhält man, wenn man von der Summe aller Güter alle Vorleistungen abzieht, also die Kosten für Güter, die während des Herstellungsprozesses verbraucht werden. Beispiele wären hier:
- Kosten für Getreide, das vom Müller zu Mehl verarbeitet wird
- Kosten für das vom Bäcker verwendete Mehl
- Aufwendungen für den Stromverbrauch einer Fabrik
- Kosten für vom Zulieferer gefertigte Autostoßstangen eines Autoherstellers
- Kosten für Dienstleistungen für Unternehmen (z. B. Anwalts- oder Transportkosten)
- Würde man diese Vorleistungen nicht abziehen, so würden sie mehrfach auftauchen und zu einem deutlich größeren und aufgeblähten Bruttoinlandsprodukt führen. Als Beispiel kann das Getreide eines Bauern dienen, das zwar zum Umsatz des Landwirtes zählt, trotzdem aber im Umsatz des Müllers nochmals auftauchen würde, wenn man es nicht als Vorleistung abziehen würde.
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Bruttoinlandsprodukt pro Kopf
Es gibt eine einfache Rechnung, mit der man die Gesamtwirtschaftsleistung auf den einzelnen Bürger herunterbrennen kann. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (auch als Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner bezeichnet) berechnet man, indem man das BIP (gesamt) durch die Anzahl der in Deutschland lebenden Einwohner teilt. So erhält man die Summe an Geld, für die jede Person theoretisch Güter oder Dienstleistungen pro Jahr hergestellt hat.
In Deutschland lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahre 2017 bei 44.550 US-Dollar, kaufkraftbereinigt bei 50.425 US-Dollar.
Aus diesen Zahlen lassen sich allerdings nicht automatisch Rückschlüsse auf das Niveau des Wohlstandes ableiten. Um dies zu tun, müssen beispielsweise auch das Einkommen pro Kopf oder die Verschuldung pro Einwohner berücksichtigt werden. Erst mithilfe solcher Zahlen lässt sich letztendlich beurteilen, wie wohlhabend die einzelnen Einwohner tatsächlich sind.
Die Formel zur Berechnung des Bruttoinlandsprodukts
Man kann bei der Berechnung des BIP zwischen drei verschiedenen Rechnungsarten unterschieden, es gibt die Entstehungsrechnung, die Verwendungsrechnung sowie die Verteilungsrechnung. Für jede dieser Varianten existieren eigene Formeln. So verwendet man für die Entstehungsrechnung folgende zwei Formeln, wobei die erste zunächst die Bruttowertschöpfung ermittelt:
- Bruttowertschöpfung = Produktionswert – Vorleistungen
- Bruttoinlandsprodukt = Bruttowertschöpfung + Gütersteuern – Gütersubventionen
Bei der sogenannten Verwendungsrechnung steht sozusagen die Nachfrage im Fokus und es wird ermittelt, wie die Güter verwendet werden. Die dazugehörige Formel verdeutlicht dies:
Bruttoinlandsprodukt = Private Konsumausgaben + Konsumausgaben des Staates + Bruttoinvestitionen + Außenbeitrag
Die Verteilungsrechnung konzentriert sich auf das durch die Produktion entstandene Einkommen. In Deutschland ist diese Berechnung zwar nicht vorgesehen, aber die drei dazu notwendigen Formeln lauten:
- Volkseinkommen = Arbeitnehmerentgelt + Unternehmens- und Vermögenseinkommen
- Bruttonationaleinkommen = Volkseinkommen + Produktions- und Importabgaben an den Staat abzüglich Subventionen
- Bruttoinlandsprodukt = Bruttonationaleinkommen – Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt
Das in Deutschland genutzte Berechnungsverfahren ist das der Entstehungsrechnung, da sein Ergebnis die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft am deutlichsten darstellt.
Bruttoinlandsprodukt - nominal und real
Es gibt einen Unterschied zwischen realem und nominalem BIP. Das reale BIP beschreibt ein von Preisschwankungen unabhängig berechnetes Bruttoinlandsprodukt. Beim realen BIP werden zur Berechnung alle Güter mit definierten Preisen versehen, welche in einem ausgewählten Basisjahr Gültigkeit besaßen. Das reale BIP zeigt also das Bruttoinlandsprodukt bei konstant festen Preisen, unabhängig von Inflation oder Deflation.
Im Gegensatz dazu wird das nominale BIP unter Berücksichtigung von sich verändernden Preisen errechnet. Das hat zur Folge, dass es bei einer Inflation steigt, bei einer Deflation hingegen kleiner ausfällt.
- Die Verwendung des nominalen BIP führt beim Vergleich von Ländern zu Ungenauigkeiten. Aus diesem Grund wird für solche Vergleiche meistens das reale Bruttoinlandsprodukt verwendet.
Quellen
- Bundesministerium der Justiz: Einkommensteuergesetz »
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